Kampf den Wildunfällen auf unseren Straßen
Das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark", ein Kooperationsprojekt der Tierschutzombudsstelle, des Straßenerhaltungsdienstes, der steirischen Jägerschaft und der Universität für Bodenkultur Wien wurde im Oktober 2014 gestartet und geht nun mit ersten Ergebnissen in die Praxis zur nachhaltigen Verringerung von Unfällen mit Wildtieren auf vorrangigen Testabschnitten. „Experten der Kooperationspartner bündelten ihr Wissen zum Schutz der Wildtiere und Verkehrsteilnehmer. In den Bezirken Südoststeiermark und Voitsberg wird nun mit der Absicherung von Hotspots auf einer Länge von insgesamt rund 9,5 Kilometern begonnen", freut sich Landesrat Dr. Gerhard Kurzmann doppelt, ist er doch sowohl für den Tierschutz als auch für den Verkehr zuständig.
Durch die Analyse von mehreren Tausend Datensätzen der vergangenen Jahre werden im laufenden Projekt diejenigen Gebiete und in Folge Streckenabschnitte der Steiermark definiert, auf denen laufend hohe Wildunfallzahlen verzeichnet werden. Genaueste Daten hierzu werden von Revieren der Steirischen Landesjägerschaft bereitgestellt. Die ersten, nun fertig gestellten Auswertungen der fünf Jahre zurückreichenden Wildunfalldaten zeigen unterschiedliche Schwerpunkte in den Jagdbezirken der Steiermark. Diese Verteilungsmuster können auf den Lebensraum, die Dichte der Verkehrswege und die Populationsgröße der Wildarten zurückgeführt werden. „Über 70% der über 7.000 Rehe, die jährlich in der Steiermark dem Verkehr zum Opfer fallen, werden in der Ost- bzw. Südoststeiermark verzeichnet. Bei anderen Wildarten wie zum Beispiel Rotwild oder Gämsen liegen die Schwerpunkte der Wildunfälle in der Obersteiermark. Neben jagdlich genutzten Arten sollen auch streng geschützte Wildarten wie Wolf, Fischotter und Greifvögel zukünftig vom Projekt profitieren", berichtet Projektleiter Mag. Wolfgang Steiner von der BOKU Wien.
Neben der laufenden umfangreichen Datenanalyse zur flächendeckenden Ermittlung der Wildunfall-Hotspots auf steirischen Landesstraßen werden nun auch basierend auf ersten Ergebnissen mehrere Streckenabschnitte in den Bezirken Südoststeiermark (L207-Fehringer-straße und L224-Hatzendorferstraße - in Summe vier Kilometer) und Voitsberg (B70-Packer Straße, L314-Schilcherweinstraße und L317-Lobmingerstraße - in Summe 5,5 Kilometer) mit modernsten Wildwarngeräten ausgerüstet sowie begleitend dazu weitere Maßnahmen zur Wildunfall-Reduktion etabliert.
„Insgesamt werden 520 optische und 120 akustische Warngeräte montiert. Daneben werden derzeit auch der Bestand und Zustand von Wildwarngeräten ermittelt, die bereits seit längerer Zeit an den steirischen Landesstraßen im Einsatz sind. So können bereits in die Jahre gekommene Geräte zügig erneuert oder durch modernere Geräte ersetzt werden. Denn wir wissen, dass zum Beispiel rote Reflektoren gar nichts bringen, da sie von den Tieren nicht wahrgenommen beziehungsweise gesehen werden", sagt HR Mag. Karl Lautner, Leiter des Straßenerhaltungsdienstes.
Ein Ziel des Projektes ist also die nachhaltige Reduktion von Verkehrsunfällen mit Wildtieren, was natürlich auch für die Jägerschaft von enormer Bedeutung ist, wie Landesjägermeister ÖKR DI Heinz Gach bestätigt: „Abgesehen vom tierischen und menschlichen Leid ist das Wildbret für uns Jäger freilich auch ein Wirtschaftsfaktor. Denn Fallwild lässt sich nun einmal nicht mehr verkaufen."
Für Tierschutzombudsfrau Dr. Barbara Fiala-Köck ist neben dem ökologischen Schaden, der durch den Verlust gefährdeter und streng geschützter Arten verursacht wird, freilich auch die Vermeidung vor Tierleid vorrangig: „Ich freue mich sehr, dass durch diese aktive Zusammenarbeit zwischen Land Steiermark, Wissenschaft und Jagd ein aktiver Beitrag zur Verringerung von Tierleid auf der Straße geleistet wird."
Und Fiala-Köck hat die exakten Zahlen für das Jagdjahr 2014/2015 zusammengestellt:
In der Steiermark fielen 61 Rotwildtiere, 5 Gams, 7.209 Rehwildtiere, 2 Muffel, 18 Schwarzwild, 2.728 Feldhasen, 2.091 Fasane, 662 Füchse, 476 Marder und 265 Dachse dem Verkehr zum Opfer.
Im Bezirk Südoststeiermark verendeten 1.265 Rehwildtiere, 3 Schwarzwild, 662 Feldhasen, 778 Fasane, 59 Füchse, 38 Dachse und 62 Marder durch Wildunfälle.
Im Bezirk Voitsberg waren es 307 Rehwildtiere, 74 Feldhasen, 37 Fasane, 31 Füchse, 7 Dachse und 26 Marder.
Die Kosten von 70.000 € teilen sich das Land Steiermark (Tierschutzombudsstelle, Straßenerhaltungsdienst) und die Jägerschaft.
28. April 2015