Instandsetzungsstrategien für Landesstraßen B + L
Entsprechend der vorhandenen maßgebenden Schäden ergibt sich die Zustandsdarstellung am Netz, welche grundsätzlich nur dazu geeignet ist, das Schadensausmaß der gebundenen Asphaltschichten zu beurteilen. Alle 4 – 5 Jahre erfolgt eine komplette Neuerfassung des Netzzustandes. Laufende Sanierungen werden sofort berücksichtigt, wodurch immer ein weitgehend aktueller Zustand für die Maßnahmenplanung zur Verfügung steht. Weiters wird die maßgebende Schadensursache mit einem Index gekennzeichnet, wodurch ein Rückschluss auf die Schadensursachen erleichtert wird.
In Zukunft wird bei jeder Maßnahme der bestehende Aufbau miterfasst, was nicht nur bei der Auswahl der geeigneten Instandsetzungsstrategie von Bedeutung ist, sondern auch mittelfristig eine Beurteilung der Maßnahmenwirksamkeit erlaubt.Darstellung des Zustandes am Netz
Zustand der Landesstraßen B + L 12/2006
In dieser Auswertung zeigt sich die Netzüberalterung, wobei das mittlere Alter des Unterbaues mit etwa 30 – 35 Jahren angenommen werden kann.
Diese Überalterung und insbesondere der hohe Anteil von Abschnitten, welche in der Zustandsklasse V liegen, führen zu einem höheren aktuellen Instandsetzungsbedarf.
Zustand V heißt aber nicht immer automatisch „Neubau“, sondern bedeutet, dass die festgelegten Schadensgrenzen überschritten wurden. Das Erfordernis zu einem Neubau ergibt sich neben dem Zustand aus der regionalen Bedeutung der Straße und der Bedienqualität (LOS). Die dafür notwendigen Grundlagen werden im Rahmen von Regionalen Verkehrskonzepten für die gesamte Steiermark erarbeitet.
In sehr vielen Fällen reicht jedoch eine tiefer greifende generelle Instandsetzung aus, um die Straße wieder in eine Zustandsklasse I zu bringen.
Zustand der Landesstraßen B + L 12/2006Ausfälle nach Schadensart an Straßen B + L
Die Auswertung zeigt, dass knapp 80 % der Ausfälle auf das Versagen der strukturellen Tragfähigkeit der Asphaltschicht zurückzuführen sind. Da diese Schäden stark progressiv fortschreiten, sind sie kaum in den üblichen Erfassungsintervallen beherrschbar und sollten aufgrund der hohen Lebenszykluskosten so spät wie möglich auftreten.
Die Oberflächenschäden und Spurrinnen weisen dagegen einen nahezu linearen Schadensfortschritt auf und können zu dem relativ schnell und günstig saniert werden, ohne dass es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Verkehrs kommen würde.
Ausfälle nach Schadensart an Straßen L + BKosten und Wirkung der Standartmaßnahmen 2006
Im Rahmen unseres Erhaltungsmanagements haben wir nun versucht, einzelne Standard – Sanierungsmaßnahmen zu definieren, um die jeweiligen Abschnitte wieder in einem Zustand der Klasse I zu bringen.
Diese stellen sich wie folgt dar:
Typ II – I | Deckschichtmaßnahmen von Zustand II auf I (Kosten ~ € 30.000,00 / km - € 80.000,00 / km) |
Typ III – I |
Deck- und Tragschichtenerneuerung von Zustand III auf I |
Typ IV – I |
Generelle Erneuerung verbessert von Klasse IV auf I |
Typ V – I |
Neubau stellt langfristig den Zustand von V auf I her |
Die Kosten und Wirkungsdauern wurden anhand der bisherigen Erfahrungen ermittelt und mit internationalen Forschungsergebnissen verglichen. Durch die laufende Evaluierung dieser Standardmaßnahmen ist zudem sichergestellt, dass die angewendeten Instandsetzungsstrategien immer auf dem letzten Stand sind.
Annuität nach Maßnahme und Wirkungsdauer 2006
In der unmittelbaren Entscheidungssituation zwischen zwei Maßnahmen können die Kosten und die zu erwartende Wirkungsdauer gemäß dem Diagramm (nach Dr. Hoffmann) gegenübergestellt werden.
Es zeigt sich, dass grundsätzlich ein frühzeitiger Eingriff aus der Sicht der Lebenszykluskosten am günstigsten ist, sofern noch eine ausreichende Tragfähigkeit der darunter liegenden Schicht gegeben ist.
Durch eine moderaten Überdimensionierung können zudem strukturelle Schäden an der Asphaltdecke verzögert und mehrmals günstige Deckschichtmaßnahmen eingesetzt werden. Aus Sicht der Lebenszykluskosten ist dies die mittel- bis langfristig günstigste Strategie.
Am untergeordneten Netz ist es dagegen vielfach günstiger, eine kaputte Straße mit Zustand V noch so lang wie möglich liegen zu lassen, da ohnehin eine Generalsanierung notwendig ist. Um Haftungsprobleme auszuschließen, ist jedoch auf eine entsprechende Kennzeichnung und die Vermeidung echter Sicherheitsrisiken zu achten.
Aus der Sicht der betrieblichen Erhaltung ist insbesondere ein Eindringen von Wasser im Bereich der Deckschichten, die Ableitung des Oberflächenwassers und die Funktionsfähigkeit der Oberbauentwässerung zu achten, da sonst die Gesamtlebensdauer der Straße stark absinkt.
Annuität nach Maßnahme und Wirkungsdauer-Tabelle nach Hoffmann
Mittlerer Finanzbedarf aus Maßnahmen Zyklus
Für die Ermittlung des durchschnittlichen Finanzbedarfs für Erneuerung und Instandsetzung werden die Kosten eines Maßnahmenmixes bezogen auf ein fiktives Gesamtlebensalter einer Straße von 80 Jahren berechnet. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein und dieselbe Maßnahme nicht beliebig wiederholt werden kann, weil die Wirksamkeit bei neuerlicher Anwendung absinkt.
Gemäß der gemeinsam erarbeiteten Strategie ist die nächst größere Maßnahme genau dann zu wählen, wenn die kleinere Maßnahme höhere jährliche Kosten (Annuität) aufgrund verkürzter Wirkdauer aufweist. (Tabelle nach Hoffmann).
Realistischerweise wird sich über die Lebensdauer ein Mix von Maßnahmen ergeben, der in etwa gemäß der Darstellung aussehen kann und wo die Lebensdauer von Fall zu Fall schwanken wird.
Gesamtkosten an Landesstraßen B von 2000 - 2015
Die Darstellung der Gesamtkosten zeigt, welche Kostenteile bei Straßeninvestitionen zu berücksichtigen sind und wie sich diese auf einzelne Positionen verteilen.
Die Überalterung des Netzes, die gestiegenen Verkehrsbelastungen sowie die zu geringen Investitionen führen nunmehr zu einem deutlich erhöhten Finanzbedarf, will man nicht riskieren, dass wesentliche Teile des Netzes nicht mehr befahrbar sind und der bestehende Substanzwert noch weiter absinkt.
Besonders zu beachten sind die Mehrkosten für akut erforderliche Sanierungen von Tunnels, Brücken und Stützmauern, da sonst gesamte Straßenzüge bei Gefahr in Verzug gesperrt werden müssten.
Gesamtkosten an Landesstraßen B vom Jahr 2000 - 2015
Zukünftige Herausforderungen und Entwicklungen
Eine leichte Überdimensionierung der Asphaltschichten und ausreichende Dimensionierung des Unterbaues bringen einen enormen Vorteil in Bezug auf die Lebensdauer der Anlage. Können Deck- und Decktragschichtmaßnahmen öfter angewendet werden, so steigt auch Gesamtlebensdauer der Straße und die laufenden Sanierungskosten sind geringer.
Rechtzeitiges Verschließen von Rissen, Fugen und offenen Nähten mit geeigneten Methoden und das regelmäßige Reinigen und Instandhalten von Entwässerungsanlagen ist von besonderer Bedeutung. Eine wichtige Instandhaltungsarbeit ist beispielsweise auch das Abheben von Banketten für ein geregeltes Abfließen der anfallenden Oberflächenwässer.
Die Wegekostenrechnung nach Herry bildet die Grundlage für die Ermittlung jener Kosten, welche der Bund für die „verländerten Landesstraße B“ an die jeweiligen Länder gemäß dem Zweckzuschussgesetz übernimmt. Bei der aktuellen Berechnung des Bedarfes ab dem Jahr 2009 wurde seitens des Landes Steiermark erfolgreich eingewendet, dass das hohe Alter der Anlagen den Substanzwert mindert und der hohe, anstehende aktuelle Instandsetzungsbebarf zu berücksichtigen ist.
Die aktuelle Bedarfsermittlung für Landesstraßen B + L stellt eine gute Gelegenheit dar, die bestehenden Kostenstrukturen zu durchleuchten und so nicht nur gegenüber den Sparwünschen der Politik gewappnet zu sein, sondern auch den tatsächlichen Bedarf gegenüber dem Bund glaubhaft darlegen zu können.
„Wer zu spät saniert - verliert“ – Substanz.