Wildunfälle konnten deutlich reduziert werden
Die nachhaltige Reduktion der Wildunfallzahlen und eine erhöhte Verkehrssicherheit für Mensch und Tier ist das Ziel dieses im Jahr 2014 initiierten Projekts. „Der positive Trend der Vorjahre bestätigt sich auch im Projektjahr 2019", so Verkehrs- und Tierschutzlandesrat Anton Lang im Rahmen einer Pressekonferenz in Graz.
Laut Jagdstatistik sterben jährlich fast 100.000 Wildtiere durch Wildunfälle auf Österreichs Straßen. Neben vielen anderen Wildarten werden dabei auf steirischen Landes- und Gemeindestraßen jährlich mehr als 7.000 Unfälle mit Rehen verzeichnet. Vor allem bei Unfällen mit größeren Wildtieren ergeben sich dabei schwere Sach- und Personenschäden, der Verlust von oftmals geschützten Wildarten und unnötiges Tierleid sind die Folge.
Laut Information mehrerer österreichischer Versicherungsträger ist ein durchschnittlicher PKW-Schaden bei einem Wildunfall mit ca. 1.600 Euro zu bemessen. Nur für Unfälle mit Rehwild ergibt sich so für Österreich bereits eine Schadenssumme von etwa 60 Millionen Euro. Der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch Wildunfälle wird auf über 160 Millionen Euro geschätzt. Hauptgründe für steigende Wildunfallzahlen sind die Einengung und Zerstückelung von Wildlebensräumen durch menschliche Nutzung, der Neu- und Ausbau von Verkehrswegen, die Zunahme des Straßenverkehrs und hohe Fahrgeschwindigkeiten.
Im Rahmen dieses Projekts, das eine Kooperation zwischen dem Land Steiermark, der Steirischen Landesjägerschaft und der Universität für Bodenkultur Wien ist, wurden seit Projektstart mit dem nun abgeschlossenen fünften Ausrüstungsdurchgang 171 steirische Jagdreviere bearbeitet und über 30.000 moderne Wildwarnreflektoren sowie andere Präventionsmaßnahmen angekauft und an die Jagden bzw. Straßenmeistereien verteilt. Mit diesen Maßnahmen werden derzeit über 400 km Landes- und 20 km Gemeindestraßen abgesichert.
Zum Einsatz kommen neben neuesten optischen und akustischen Wildwarnreflektoren auch Duftstoffe und ökologische Begleitmaßnahmen. Dabei wurde gezeigt, dass durch die Umsetzung dieser Optimierungsmaßnahmen viele Unsicherheitsfaktoren im Umgang mit Wildwarnreflektoren ausgeräumt werden konnten.
Mittlerweile sind die positiven Trends der Zusammenarbeit von lokalen Jägern und Straßendienst bereits deutlich erkennbar und erste Erfolge in der Wildunfallvermeidung sichtbar. Seit den ersten Gerätemontagen wurden auf ausgerüsteten Strecken durchschnittliche Rückgänge der Unfälle mit Rehwild von 30 % bis zu 70 % (je nach eingesetzter Maßnahme) im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet.
Neben dem Ziel, die Wildverluste in der Steiermark maßgeblich zu verringern, gilt es Erfahrungswerte der Unfallprävention in der Praxis zu sammeln und durch wissenschaftliche Analysen auszuwerten. Die Organisation des gesamten Forschungsprojektes und die wissenschaftlichen Untersuchungen werden durch die Universität für Bodenkultur Wien mittels Finanzierung durch die Abteilungen 13 (Tierschutz) und 16 (Verkehrssicherheit) sowie der Steirischen Landesjägerschaft durchgeführt. Die Montage der technischen Maßnahmen sowie deren Betreuung und Wartung auf Landesstraßen wird gemeinsam von den Revieren und der jeweils zuständigen Straßenmeisterei (STED) durchgeführt.
Künftig werden jährlich weitere steirische Reviere in das Projekt aufgenommen, um sukzessive die Wildunfall-`Hot-spots´ auf steirischen Straßen entschärfen zu können. Neben der organisatorischen Abwicklung und der wissenschaftlich fundierten Beratung der Reviere und des STED unterliegt jede gesetzte Maßnahme genauesten Kontrollen. In enger Kooperation mit der Industrie wurden auf Basis wissenschaftlicher Grundlagendaten bereits deutliche Verbesserungen in der Leistung und Praxistauglichkeit bestehender Wildwarngeräte erreicht sowie vielversprechende Neuentwicklungen für die Zielvorgaben „aktiver Wildtierschutz" und „Erhöhung der Verkehrssicherheit" initiiert. Nur der kontrollierte und überwachte Einsatz technischer Maßnahmen kann zu umfangreichen praxisorientierten Erkenntnissen bei Montage, laufendem Betrieb, Vorzügen und Nachteilen der eingesetzten Geräte und Aufstellungsvarianten führen. Durch genaueste räumliche und zeitliche Aufzeichnung jedes Wildunfalls durch die steirischen JägerInnen wird eine bisher unerreichte Fülle und Detailgenauigkeit an Wildunfall-Informationen erreicht.
Die gute Kooperation des STED mit den steirischen JägerInnen, die maßgebliche Unterstützung durch Politik, Verwaltung, Tier- und Naturschutz, Wirtschaft und vielen anderen Interessensgruppen sichern dem Projekt in den Testgebieten eine hohe Datenqualität und wertvolle Informationen. Eine enge Verbindung mit weiteren nationalen und internationalen Forschungsprojekten ermöglicht den Wissensaustausch über die Landesgrenzen hinaus.
Anton Lang, Landesrat für Verkehr und Tierschutz
„Als sowohl für den Tierschutz als auch für den Verkehr zuständiger Landesrat bin ich von der Notwendigkeit und der Sinnhaftigkeit des wissenschaftlich untermauerten Projekts `Wildtierschutz und Verkehrssicherheit´ überzeugt. Immer mehr Straßenabschnitte in der Steiermark können damit im Sinne des Tier- und Artenschutzes sowie zur Vermeidung von oft lebensgefährlichen Unfällen auch für Menschen gesichert werden. So konnten - verglichen mit der Wildunfallhäufung in ganz Österreich - bei uns in der Steiermark auf den ausgerüsteten Strecken die Unfallzahlen deutlich reduziert werden. Nicht nur die Neuausrüstung verschiedener Strecken, auch die fachgerechte Wartung und Instandhaltung bereits bestehender Wildwarnsysteme ist hier von enormer Wichtigkeit. Dies funktioniert nur durch die hervorragende Zusammenarbeit aller hier Beteiligten. Im Namen des Landes Steiermark bedanke ich mich bei allen Projektpartnern für ihr großartiges Engagement und den guten Austausch im Sinne von mehr Sicherheit für Tier und Mensch!"
Barbara Fiala-Köck, Tierschutzombudsfrau
„Auf Österreichs Straßen sterben jährlich fast 100.000 Wildtiere durch Wildunfälle. Alle 7 Minuten ereignet sich in Österreich ein Verkehrsunfall mit einem Wildtier. Im Jagdjahr 2018/2019 wurden insgesamt 7376 Wildtiere auf steirischen Straßen getötet (54 Rotwild, 10 Gamswild, 7289 Rehe, ein Muffel, zwei Damwild, ein Auerwild, 19 Schwarzwild). Diese Unfälle führen zu schweren Sach- und Personenschäden, zum Verlust von geschützten Wildarten und zu schwerem unnötigen Tierleid. In vielen Fällen müssen verletzte Wildtiere erst durch Jagdausübungsberechtigte von ihren Qualen erlöst werden. Das Projekt `Wildtierschutz und Verkehrssicherheit´ wurde von der Tierschutzombudschaft initiiert. In enger Kooperation zwischen Land Steiermark, Steirischer Landesjägerschaft und Universität für Bodenkultur handelt es sich insbesondere aus Tierschutzsicht um ein Vorzeigeprojekt. Auf den entsprechend ausgerüsteten Strecken wurden durchschnittliche Rückgänge der Unfälle mit Rehwild von 30 % bis zu 70 % im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet.
Praxistaugliche Lösungen zur Reduktion der Wildunfallzahlen führen langfristig zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit für Mensch und Tier und zu einer Reduktion von unnötigem Tierleid und stellen eine Win-Win Situation für Mensch und Tier dar."
Wolfgang Steiner, Projektleiter, BOKU Wien
"Mit dem nun abgeschlossenen fünften Durchgang des Projektes `Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark´ wurde ein weiterer Baustein für die geplante flächendeckende Ausrüstung von Wildunfallschwerpunkten mit modernen Wildschutzmaßnahmen auf steirischen Landesstraßen gesetzt. Zusätzlich wurden in den Vorjahren gesetzte Maßnahmen überprüft, gewartet und weiter ausgebaut. Die bisher gewonnenen Erfahrungen, Ergebnisse und Erfolge fließen durch die enge Zusammenarbeit mit der Industrie zu weiteren Verbesserungen und Neuentwicklungen im Sinne des Wildunfallschutzes und damit zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verminderung von Tierleid entlang unserer Verkehrswege."
Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Landesjägermeister
"Der Schutz unserer Wildtiere ist eine der ureigensten Aufgaben der Jagd. Allein auf den steirischen Straßen kamen im letzten Jagdjahr rund 7.400 Wildtiere ums Leben - österreichweit waren es zehnmal so viele - darunter mehr als 12.000 Jungtiere. Neben der Gefahr für den Menschen ist das Leid der Wildtiere, die oft schwer verletzt flüchten, unvorstellbar. Rund 1000 Steirische Jägerinnen und Jäger mit ihren bestens ausgebildeten Jagdhunden sind hier die einzigen, die helfen können - und das tun sie freiwillig, kostenlos und rund um die Uhr."
Franz Zenz, Fachabteilungsleiter Straßenerhaltungsdienst
"Nachdem wir im Vorjahr in einer Studie die Wirksamkeit unserer Wildschutzeinrichtungen eindrucksvoll bestätigt bekamen, war es für mich selbstverständlich, von Seiten des Straßenerhaltungsdienstes diese gemeinsame Initiative nicht nur fortzusetzen sondern auch unseren finanziellen Beitrag von Euro 35.000,- auf 50.000,- aufzustocken. Bis Ende 2019 haben wir damit auf insgesamt rund 410 km Landesstraße einen wesentlichen Beitrag zur Hebung der Verkehrssicherheit geleistet."
14. Oktober 2019