Wildtierschutz: Steiermark testet österreichweit erstmalig neue Geräte-Technologie

Seit dem Jahr 2015 läuft in der Steiermark das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark". Seit Projektstart wurden in bisher fünf Ausrüstungsphasen 171 steirische Jagdreviere bearbeitet und über 30.000 moderne Wildwarnreflektoren sowie andere Präventionsmaßnahmen angekauft und an die Jagden bzw. Straßenmeistereien verteilt. Mit diesen Maßnahmen werden derzeit etwa 410km Landes- und 21km Gemeindestraßen abgesichert. Ziel des Projektes sind praxistaugliche Lösungen zur nachhaltigen Reduktion der Wildunfallzahlen und damit einhergehend eine Erhöhung der Verkehrssicherheit für Mensch und Tier.
Zum Einsatz kommen neben neuesten optischen und akustischen Wildwarnreflektoren auch Duftstoffe und ökologische Begleitmaßnahmen. Nunmehr werden - eingebettet in dieses laufende Projekt - erstmals in Österreich neuartige Wildwarngeräte der Firma ANIMOT auf zwei steirischen Teststrecken erprobt. "Wir sind hier federführend in Österreich. Erstmalig wird diese Technik eingesetzt, dass es mit einem blinkenden Licht die Autofahrerinnen und Autofahrer warnt. Das soll bedeuten, dass wenn das Licht blinkt, man bremsbereit fährt und die Geschwindigkeit reduziert", so Landesverkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.
ANIMOT ist ein österreichisches Start-Up aus Neunkirchen in NÖ, das 2019 gegründet wurde. Die Firma hat Wildwarngeräte entwickelt, die nicht - wie bisher bei Wildwarnern üblich - das Wild abhalten sollen, die Straße zu queren, sondern die durch gelb blinkendes Licht die VerkehrsteilnehmerInnen warnen, wenn sich ein Lebewesen dem Straßenrand nähert. Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof Saurau: „Gerade von dieser neuen Technologie, die auch auf den Autofahrer einwirkt, hoffen wir, dass die Fallzahlen noch einmal gesenkt werden. Denn der Autofahrer ist in dieser Kette ja der Intelligentere."
Das ANIMOT Gerät detektiert das Gelände auf Bewegung und Körperwärme und beginnt zu blinken, wenn sich ein Lebewesen nähert. Das System blinkt nicht nur bei Wildtieren, sondern bei jedem Lebewesen, sofern Bewegung UND Körperwärme vorhanden sind. Das Lebewesen sollte so groß wie ein Feldhase sein, damit das Gerät auch anschlägt. Das Gerät wird am Leitpflock montiert und hat halbkreisförmig um den Leitpflock eine Reichweite bis zu 25 Meter. Die Reichweite wird geringer bei Abschottung durch dichten Bewuchs oder durchs Gelände, z. B. ansteigende Böschung.
In Österreich sind die Leitpflöcke entlang des Straßenrands mit 33 Meter Abstand aufgestellt. Mit den 25 Metern Reichweite ist somit sichergestellt, dass es in Längsrichtung keine „Lücken" gibt. Die Geräte sind miteinander vernetzt und wenn ein Gerät ein Lebewesen detektiert hat, blinkt dieses und die beiden Nachbarn, d. h. immer drei Geräte, blinken zugleich. Damit können VerkehrsteilnehmerInnen besser gewarnt werden.
Um den AutofahrerInnen dieses neuartige System anzuzeigen, wurde folgende Beschilderung konzipiert:
Vor Beginn der Teststrecken wird es zwei Hinweisschilder geben. Am Ende der Teststrecken wird angezeigt, dass die Teststrecke vorbei ist und die VerkehrsteilnehmerInnen nicht mehr mit dem gelb blinkenden Licht rechnen können.
Vorteile des ANIMOT Systems:
- Erstes System, das die VerkehrsteilnehmerInnen warnt und nicht das Tier
- funktioniert auch bei Tag ohne Scheinwerferlicht
- keine Lärmbelästigung der AnrainerInnen wie bei akustischen Warnsystemen
Zu den Teststrecken:
Es wurden in Abstimmung mit Mag. Wolfgang Steiner, Projektleiter „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit", zwei unterschiedliche Teststrecken ausgewählt, auf denen die Wildunfallzahlen hoch sind.
Ein Vergleich der beiden Strecken ist interessant, weil die L 355 vom Verkehr her anders ist als die L 448.
L 355 Sommeralmstraße: weniger Verkehr und gleichmäßiger über den Tag mit hohem touristischen Anteil (EinmalfahrerInnen), Wildunfälle auch am Tag
L 448 Gschaiderstraße: typische Verkehrsspitzen am Morgen und am Abend mit Einheimischen, die jeden Tag die Strecke fahren
Franz Zenz, Leiter des Straßenerhaltungsdienstes: „Wir haben zwei unterschiedliche Strecken. Einmal auf der Sommeralm, hier ist touristischer Verkehr den ganzen Tag über, und einmal in Pöllau, da haben wir eine Straße mit dem üblichen Pendlerverkehr in den Morgen- und Abendstunden, also typisch zur Dämmerungszeit."
ANIMOT stellt die Geräte zur Verfügung und wartet das System, der STED macht die Beschilderung, die Jagdpächter liefern die Wildunfalldaten zur Evaluierung im Rahmen des Projekts Wildtierschutz und Verkehrssicherheit an Mag. Steiner.
Nachdem die Teststrecken die ersten in Österreich sind (bis jetzt gibt es Teststrecken in Bayern und der Schweiz), ist es somit für alle „verkehrstechnisches Neuland" und es werden sicherlich in der Testphase auch Anpassungen und Verbesserungen vorzunehmen sein. Die Teststrecken sind für fünf Jahre geplant. Das ist der Zeitraum, der für die Evaluierung der Wildunfallzahlen erforderlich ist.
23. September 2020