Zweite Röhre des Gleinalmtunnels erhielt „Grünes Licht“
Nach weniger als vier Jahren Bauzeit konnte die ASFINAG heute, am 21. Juli 2017, gemeinsam mit Verkehrsminister Jörg Leichtfried und den steirischen Politspitzen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sowie Verkehrslandesrat Anton Lang die neu errichtete zweite Röhre des Gleinalmtunnels auf der A 9 Pyhrn Autobahn für den Verkehr freigeben. Der Tunnelanschlag war exakt drei Jahre und zehn Monate zuvor, im September 2013, erfolgt. Bis zum Tunneldurchschlag dauerte es knapp 18 Monate, danach folgten der Innenausbau sowie die Ausstattung des neuen 8,3 Kilometer langen Tunnels mit den modernsten Sicherheitseinrichtungen. In Summe investiert die ASFINAG im Auftrag des Verkehrsministeriums knapp 260 Millionen Euro in den Vollausbau des Gleinalmtunnels.
Durch diesen Vollausbau beseitigt die ASFINAG das letzte Nadelöhr auf der steirischen Pyhrn Autobahn. Bis Ende 2019, wenn auch die fast 40 Jahre alte Bestandsröhre generalerneuert ist, wird die A 9 durchgehend voll ausgebaut sein, also über jeweils vier Fahrspuren und bei allen Tunnel über zwei getrennte Tunnelröhren mit jeweils zwei Fahrspuren verfügen.
Verkehrsminister Jörg Leichtfried: „Wir nehmen insgesamt rund 260 Millionen Euro in die Hand, um den Gleinalmtunnel auf den neuesten Stand der Technik zu bringen: Mit der zweiten Tunnelröhre verhindern wir künftig gefährliche Frontalzusammenstöße. Damit tragen wir dazu bei, dass täglich mehr als 23.000 Pendlerinnen und Pendler bequem, rasch und vor allem sicher in die Arbeit kommen. Und wir sorgen für eine leistungsfähige Verbindung zwischen dem Wirtschaftsstandort Obersteiermark und unserer Landeshauptstadt Graz. Davon profitieren unsere heimischen Betriebe, die jetzt ihre Waren schneller an ihr Ziel bringen können."
„Die umfangreichen Investitionen im Straßenbereich bringen nachhaltige Impulse für unsere heimische Wirtschaft. Damit werden Arbeitsplätze geschaffen bzw. abgesichert. Die Errichtung und die Sanierung der Autobahnen sorgt nicht nur für eine gute Erreichbarkeit unserer Wirtschaftsstandorte, sondern auch dafür, dass die Menschen mit ihren Fahrzeugen sicher unterwegs sein können", sagt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.
ASFINAG-Vorstand Alois Schedl: „Wir haben in der Steiermark wichtige Projekte, sowohl beim Neubau als auch bei den Generalsanierungen. Die Verkehrsfreigabe des neuen Gleinalmtunnels ist ein ganz großer Schritt nach vorne für die Steiermark, der deutlich mehr Verkehrssicherheit bringt. Und jetzt geht es mit voller Kraft an die Generalsanierung der schon fast 40 Jahre alten Bestandsröhre."
Asfinag investiert 260 Millionen in Vollausbau
Die Planungen für diesen Neubau laufen bereits seit 2011, im September 2013 erfolgte der Tunnelanschlag, 18 Monate danach bereits der Tunneldurchschlag. Mehr als 850.000 Kubikmeter Gneis und Schiefer wurden aus dem Berg herausgebrochen und in der unmittelbaren Umgebung deponiert. Von den Deponien ist allerdings so gut wie nichts mehr zu sehen, sie wurden renaturiert, also bepflanzt, und sind in wenigen Jahren normaler Wald. Nach dem Innenausbau erfolgte die elektromaschinelle Ausrüstung der neuen Röhre, die inklusive der umfangreichen System-Tests nur knapp ein Jahr gedauert hat. „Da wurde überragende Arbeit geleistet in den vergangenen Jahren, von den Mineuren bis zu den Ingenieuren", zeigte sich Verkehrslandesrat Anton Lang begeistert. „Diese neue Tunnelröhre wird natürlich entsprechend dem hohen ASFINAG-Standard ausgerüstet", sagte ASFINAG-Bau-Geschäftsführer Gernot Brandtner. „Zum Beispiel ist eine moderne lückenlose Videoanlage mit Videodetektion eingebaut, alle 125 Meter gibt es Notrufnischen, acht befahrbare und 26 begehbare Querschläge, die als Fluchtmöglichkeit dienen, sowie acht Pannenbuchten mit einer Länge von 40 Metern."
In Summe investiert die ASFINAG 260 Millionen Euro in den Vollausbau, davon entfallen auf den Neubau 180 Millionen Euro.
Zwei Röhren für den Sommerreiseverkehr
Nach der Verkehrsfreigabe des Neubaus bleibt auch die Bestandsröhre für die verbleibenden Wochen im Sommer weiter geöffnet. Dadurch kann der stärkere Urlauberreiseverkehr bereits besser bewältigt werden. In Richtung Norden stehen dann schon die beiden Fahrspuren zur Verfügung, in Richtung Süden eine Spur in der alten Tunnelröhre. Erst ab dem 13. September wird die Bestandsröhre gesperrt und bis Ende 2019 einer umfassenden Erneuerung unterzogen. Die Neubauröhre wird für diese Zeit im Gegenverkehr betrieben.
Die Ausstattung im Detail
- Insgesamt 34 Fluchtwege (Querschläge), acht davon für Einsatzfahrzeuge befahrbar
- Acht 40 Meter lange Pannenbuchten, die über Notruf und Löschwassereinrichtung verfügen
- Alle 125 Meter Notrufnischen (je mit Telefon, Notruf- und Brandmeldetaste, 2 Feuerlöschern)
Videoanlage mit Videodetektion (erkennt Stau, Rauch etc.) - LED-Infotafeln im Vorportalbereich, Luftgütesensoren, Sensoren in den Pannenbuchten, die erkennen, wenn ein Fahrzeug dort hineinfährt
- Höhenkontrolle, AKUT, Tunnelfunkanlage, bereits für Digitalfunk vorbereitet
- Sensoren, um die Leuchtdichte zu messen und die Helligkeit zu optimieren
- Lüftung mit Brandrauchabsaugung
- Getrenntes Entwässerungssystem für Fahrbahnwässer und Bergwasser
- Stets gefüllte Löschwasserleitung (Hoch- und Tiefbehälter, gesamt 600 Kubikmeter Wasser)
Zahlen, Daten und (historische) Fakten
Mit der Planung der Gleinalmstrecke wurde 1971 begonnen, der erste symbolische Tunnelanschlag erfolgt 1973. Im August 1978 wurde die 32,6 Kilometer lange „Gleinalmautobahn" inklusive dem 8,3 Kilometer langen Tunnel in Betrieb genommen. Die Verkehrsfrequenz stieg seit damals natürlich kontinuierlich an. Derzeit fahren täglich etwa 23.000 Pkw und Lkw durch den Gleinalmtunnel, an den Wochenenden im Sommer sind es mehr als 30.000.
Die Planungen für den Ausbau begannen 2011, bis zum Sommer 2013 wurden alle Materienrechtsverfahren (wie Forst-, Naturschutz- oder Wasserrecht) abgewickelt. An der Baustelle waren - je nach Baufortschritt - täglich zwischen 60 und 140 Beschäftigte im Dreischichtbetrieb im Einsatz.
Das ASFINAG-Tunnelsicherheits-Paket bis 2019
Die ASFINAG baut neu, saniert und rüstet bis 2019 zahlreiche Tunnel mit neuester Technik aus. Den größten Anteil an der Gesamtinvestition von einer Milliarde Euro machen dabei die Neubauten zweiter Tunnelröhren aus, um Tunnel nicht mehr im Gegenverkehr führen zu müssen. Darunter sind zum Beispiel:
- Die Pyhrnachse mit Tunnelkette Klaus, Bosruck (bereits fertiggestellt) und Gleinalm. Die Gesamtinvestition für diese insgesamt sechs Tunnel beträgt 720 Millionen Euro.
- Selzthaltunnel und Walder Tunnel: Beide werden in Sachen Sicherheitstechnik auf den Letztstand gebracht, die Gesamtinvestition beträgt 63 Millionen Euro.
- Der zehn Kilometer lange Plabutschtunnel in Graz (A 9 Pyhrn Autobahn), der ab Herbst 2017 um knapp 64 Millionen Euro modernisiert wird, unter anderem Lüftungssystem, Videoanlagen, Notruf- und Brandmeldeeinrichtungen.
ASFINAG setzt bei Sicherheit auf High-tech aus Österreich
Die ASFINAG geht aber über den europaweit gültigen Sicherheitsstandard hinaus und entwickelt auch selbst sowie mit Hilfe heimischer Unternehmen und Forschungs-einrichtungen modernste Sicherheitssysteme. Zwei solche kommen zum Einsatz, das akustische Tunnelmonitoring AKUT und Sprühnebelanlagen.
Mit dem Akustiksystem AKUT bekommen unsere Tunnel „Ohren"
Mit der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research hat die ASFINAG das akustische Tunnelmonitoring zur Serienreife gebracht, das nun in mehr als 40 Tunnelanlagen, vor allem in langen Tunnel, eingebaut wird. Dabei nehmen Mikrofone im Tunnel alle Geräusche auf, eine Software in den Überwachungszentralen filtert die normalen Geräusche heraus und schlägt bei unüblichen Alarm (knallende Autotüren, Stimmen). Der Zeitgewinn kann bis zu zwei Minuten betragen - im Fall eines Unglücks kann diese Zeitspanne lebensrettend sein. In der Steiermark sind das folgende Tunnelanlagen: Bosruck, Wald, Gleinalm, Gratkorn Nord und Süd, Plabutsch (alle A 9) und Tanzenberg (S 6).
Sprühnebelanlagen bekämpfen Brände im Tunnel
Eine Besonderheit, die bereits beim Citytunnel auf der A 14 Rheintal Autobahn und im Salzburger Lieferingtunnel auf der A 1 West Autobahn im Einsatz ist, wird auch bei anderen Tunnelanlagen umgesetzt. Der Walder Tunnel auf der A 9 in der Steiermark bekommt diese Brandbekämpfungsanlage ebenfalls. Die Hochdruck-Sprühnebelanlage garantiert den Brandschutz im absoluten „worst case". Die Anlage kann 90 Minuten lang mit Sprühnebel den Brand bekämpfen.
So sind Verkehrsteilnehmer auch im Tunnel auf der sicheren Seite
Es sind oft Kleinigkeiten, die man rechtzeitig bedenken sollte, um brenzlige Situationen zu vermeiden, und auch Ungewohntes, das im Notfall aber wichtig ist. Einige Punkte sind:
- Tempo reduzieren und auf den richtigen Abstand achten
- Tankfüllung rechtzeitig überprüfen - ein Auffahrunfall kann die Folge sein, wenn man ohne Sprit im Tunnel ausrollt
- Radio einschalten und Verkehrsfunk hören
- auf Ampeln und Verkehrszeichen achten
- niemals wenden oder versuchen im Retourgang wieder aus dem Tunnel zu fahren, bei einem Unfall oder Feuer im Tunnel Warnblinkanlage einschalten, Motor abstellen, Zündschlüssel unbedingt stecken lassen, damit Einsatzkräfte im Notfall das Fahrzeug entfernen können, eventuell Verletzten helfen, den Tunnel in Folge über Notausgänge verlassen.
Rückfragehinweis:
Walter Močnik
Marketing und Kommunikation
Pressesprecher Steiermark und Kärnten
AUTOBAHNEN- UND SCHNELLSTRASSEN-
FINANZIERUNGS-AKTIENGESELLSCHAFT
TEL +43 (0) 50108-13827, MOBIL +43 (0) 664 60108-13827
walter.mocnik@asfinag.at
www.asfinag.at
21. Juli 2017