OBERSteirertakt
Ausgehend von einem ÖPNV-Konzept für das obere Ennstal sind alle ÖBB-Bahnstrecken in der Obersteiermark einer Neustrukturierung unterzogen worden. Ziel war es, ein integriertes Taktfahrplankonzept für die Bahn zu entwickeln. Mit Fahrplanwechsel im Dezember 2006 konnte somit der Steirertakt in der Obersteiermark Einzug halten.
Ausgangslage
2005 hat das Land Steiermark in Zusammenarbeit mit den regional tätigen Verkehrsbetrieben ein Konzept zur Neuplanung des gesamten öffentlichen Verkehrs des oberen Ennstals beauftragt. Anlass dafür waren schlechte betriebswirtschaftliche Ergebnisse vor allem der ÖBB auf der Strecke zwischen Schladming und Selzthal, die eine wesentliche Reduktion des Angebots notwendig gemacht hätten. Die Analyse der vorhandenen Reiseströme hat in der Folge eine Ausweitung der Planungen über den Schoberpass bis in den obersteirischen Zentralraum nach Leoben - Bruck/Mur - Kapfenberg und weiter bis nach Mürzzuschlag bzw. in das obere Murtal empfohlen.
Dadurch hat sich die Möglichkeit ergeben, in einem Zug für alle ÖBB-Strecken der Obersteiermark einen Taktverkehr einzuführen.
Ziele der Planungen
Hauptziel ist, ein den Kundenanforderungen optimal entsprechendes und finanzierbares Verkehrsangebot in der Steiermark zu erreichen.
Weitere Ziele
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ein zwischen allen Verkehrsunternehmen abgestimmtes ÖV - Angebot
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eine enge Kooperation mit dem Tourismus und den Nachbarbahnen
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eine feste Verankerung der ÖBB als Teil der Region
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die Schaffung von mehr Transparenz für die Besteller der Verkehrsleistungen
Das bietet der Obersteirertakt
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Zweistunden-Sprintertakt Mürzzuschlag - Bruck/Mur - Liezen - Schladming/Pichl mit kurzer Umsteigezeit zum IC/Sprinter nach und aus Graz in Bruck/Mur. Dieser Bahntakt verbindet vier steirische Bezirkshauptstädte (Mürzzuschlag, Bruck/Mur, Leoben, Liezen). Umsteigevorgänge sind dabei nicht mehr erforderlich.
In St. Michael wird ein Zugteil des aus Mürzzuschlag kommenden Eilzuges abgespalten („Flügeln"), der weiter in das obere Murtal geführt wird. Auf dieser Achse werden sogar fünf Bezirkshauptstädte in einem Zug erschlossen (Mürzzuschlag, Bruck/Mur, Leoben, Knittelfeld, Judenburg). -
Um die Eilzüge zu beschleunigen, müssen schlecht frequentierte Haltestellen aufgelassen werden (Frequenz unter 20 Personen pro Tag). Gänzlich aufgelassen werden St. Martin/Grimming, Trautenfels und Seiz. Nur mehr von Regionalzügen werden die Halte Gaishorn, Treglwang und Traboch-Timmersdorf bedient. Die wegfallenden Haltestellen werden durch das ergänzende Busangebot an das Schienennetz angebunden.
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Der Zweistunden-Intercitytakt Bischofshofen - Selzthal - Leoben - Graz bleibt in der jetzigen Form bestehen.
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Die Salzkammergut-Bahn bzw. die Gesäusebahn sind an die Hauptachsen optimiert angebunden und ebenfalls bestmöglich vertaktet worden. Ihr Bestand ist mit dem Obersteirertakt nachhaltig gesichert worden. Die Züge der Strecke Linz - Selzthal werden vom Endbahnhof Selzthal nach Liezen verlängert. Im oberen Murtal gibt es geringfügige Ausweitungen von bestehenden Zugleistungen im Abschnitt St. Michael - Unzmarkt - Neumarkt (Verlängerungen).
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Um das Flügeln der Züge zu ermöglichen, wird für den gesamten Obersteirertakt das modernste ÖBB-Fahrzeug zum Einsatz kommen - der Talent. Er bietet niederen Einstieg, Klimatisierung und moderne Fahrgastinformation.
Entsprechend der integrierten Gesamtkonzeption ergeben sich im oberen Ennstal auch folgende Neuerungen im Busbereich
- ÖV-Knoten Liezen: Aufgrund des Zweistunden-Sprintertaktes Mürzzuschlag - Schladming/Pichl, welcher alternierend zum Zweistunden-Intercitytakt Graz - Schladming geführt wird, entsteht in Liezen ein Vollknoten, der Umsteigemöglichkeiten mit kurzen Umsteigezeiten (max. 15 min) zwischen Bahn und den Buslinien nach Admont, Kalwang und Aigen / Irdning / Stainach bietet.
- ÖV-Drehscheibe Schladming: Die konsequente Fahrplanabstimmung zwischen den Linien der Ramsauer Verkehrsbetriebe und der Planai-Hochwurzen-Verkehre eröffnet neue attraktive Umsteigemöglichkeiten (max. 15 min) zwischen Hochwurzen /Rohrmoos und Ramsau sowie zu den IC-Zügen Richtung Graz und Salzburg in Schladming Bahnhof.
- Konsequente Anbindung der IC-Züge in Stainach-Irdning und Schladming: Durch Fahrplanabstimmungen und einer geringfügigen Ausweitung des Bestandangebots zwischen Stainach und Radstadt erfolgen regelmäßige Bedienungen der IC-Züge Richtung Graz in Stainach-Irdning Bf und Richtung Salzburg in Schladming Bf. Zusätzlich werden aus Gröbming dreimal täglich Neukurse nach Schladming zum IC Richtung Salzburg geführt.
- Stundentakt Stainach - Irdning - Liezen mit optimierten Anschlüssen zu den Zügen Richtung Graz und zur Linie Richtung Admont.
- Zweimal täglich Direktverbindungen Bad Aussee - Liezen und zurück.
- Mindestens dreimal täglich Bedienung der Sölktäler und des Donnersbachtals mit optimierten Anschlüssen zu den Eilzügen Richtung Liezen und Schladming. Die Grundversorgung mit drei täglichen Verbindungen wird mit bedarfsorientierten Angeboten (Rufbussen, telefonische Voranmeldung) hergestellt.
Dringende Maßnahmen in der ÖV-Infrastruktur werden in folgenden Bereichen benötigt
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Umbau des Bahnhofs Liezen (Attraktivierung und neue Bushaltestellen)
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Umbau des Bahnhofs Schladming (Attraktivierung und Optimierung der Umsteigebeziehung Bus/Bahn)
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Maßnahmen zur Busbevorrangung auf der B 320 (Kreuzungsbereiche)
Ausblick
Die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen ist notwendig, um den Steirertakt auch in der Obersteiermark einzuführen. Diese mengenmäßig geringfügig aber qualitativ hochwertige Ausweitung und Neustrukturierung bietet einen Qualitätssprung des Verkehrsangebots in der Obersteiermark und kann in seinem Grundgerüst als Vorläufer für eine S-Bahn im obersteirischen Zentralraum (Trofaiach - Leoben - Bruck/Mur - Kapfenberg) gesehen werden.